Jugend in Koblenz XIX
Sie wurden von metaphysischen Grillen befallen,
verengten sich durch Narren-Rätsel die Lebenssicht,
scheinbar Tiefsinns-, in Wahrheit Unsinns-Fragen,
wie was denn hier und jetzt und überhaupt
in diesem Leben wichtig, sinnvoll und von Nöten
und was vordringlich sei zu sagen und zu tun.
Sie phantasierten und sie schwadronierten
von großen Taten und genialen Streichen,
die alle Welt – vor allem Papa,
den älteren Bruder mit den Ärmelschonern,
die steile Blonde, die sie schamlos angegähnt –
in Erstaunen setzen und die ganze Welt,
die Menschheit, die Natur,
zum Mindesten den Floh im eignen Ohre,
retten sollten.
Doch keine Größe lag in ihrem Pöbelsinn,
und in den blutigen Fetzen ihrer Pathos-Phrasen
kein Genie.
Die größte Tat, der sie sich rühmten:
in der Liebfrauenkirche mit krächzender Scham
die Internationale anzustimmen –
ein Mäuslein schlüpfte in sein Loch.
All das verhauchte – ein dumpfer Pups
am Deutschen Eck, der nicht einmal
den Engel Kaiser Wilhelms die Nase rümpfen ließ.
Was aber wichtig, sinnvoll und von Nöten?
Den Rand zu halten, wenn die Liebe spricht mit Augen.
Aufzustehen und den Platz zu räumen,
wenn eine Alte am Stock die Straßenbahn betritt.
Ohne Lamento und allen Zores
des Lebens Licht zu teilen,
des Todes Dunkelheit allein zu tragen.
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