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John Keats, Ode on Melancholy

19.05.2014

No, no, go not to Lethe, neither twist
Wolf’s-bane, tight-rooted, for its poisonous wine;
Nor suffer thy pale forehead to be kissed
By nightshade, ruby grape of Proserpine;
Make not your rosary of yew-berries,
Nor let the beetle, nor the death-moth be
Your mournful Psyche, nor the downy owl
A partner in your sorrow’s mysteries;
For shade to shade will come too drowsily,
And drown the wakeful anguish of the soul.

But when the melancholy fit shall fall
Sudden from heaven like a weeping cloud,
That fosters the droop-headed flowers all,
And hides the green hill in an April shroud;
Then glut thy sorrow on a morning rose,
Or on the rainbow of the salt sand-wave,
Or on the wealth of globed peonies;
Or if thy mistress some rich anger shows,
Imprison her soft hand, and let her rave,
And feed deep, deep upon her peerless eyes.

She dwells with Beauty – Beauty that must die;
And Joy, whose hand is ever at his lips
Bidding adieu; and aching Pleasure nigh,
Turning to poison while the bee-mouth sips:
Ay, in the very temple of Delight
Veiled Melancholy has her sovran shrine,
Though seen of none save him whose strenuous tongue
Can burst Joy’s grape against his palate fine;
His soul shall taste the sadness of her might,
And be among her cloudy trophies hung.

 

Ode an die Schwermut

Nein, nein, geh nicht zu Lethe, noch ergrabe
Wolfswurz aus schwarzer Erde, Gift für deinen Wein.
Verdunkle nicht die blasse Stirn mit bittrer Labe
die Tollkirsche, Proserpinas roter Edelstein,
nicht lösche schwarzer Taxus deinen Rosentraum.
Erwähle nicht den Totenkäfer, nicht die Motte
zu deiner Klage-Psyche, noch sei die Eule mit dem Flausch
die Schwester dir im trauerblauen Weihe-Raum.
Denn Schatten wölbt auf Schatten sich zur Schlummergrotte
und schmerzerhellter Sinn entschläft im Rausch.

Und regnet dann die Schwermut plötzlich nieder
vom Himmel, wie aus Wolken Tränen rinnen,
die welken Blumen recken kaum sich wieder,
das Grün verhängt April mit einem Regen-Linnen,
dann nähre deine Trauer mit der Morgenrose,
mit dem Regenbogen überm Salz der Düne
mit Päonien-Bällen aufgeschwollner Wonnen.
Wenn dir die Holde austeilt böse Lose,
fass ihre weiche Hand, gönn ihr die Bühne,
du trinke, trink aus ihren Augen-Bronnen.

Schönheit heißt ihr Lager – Schöne an den Letheküsten,
sie lebt der Freude, die Hand stets an den Lippen
zum Lebewohl, nahe bei den Schmerzenslüsten,
ist sie schon Gift, ihr Bienenmund will nippen.
Ja, sogar im Tempel der Verzückung
hat der Schwermut Rätsel einen hohen Schrein.
Sie zeigt sich dem nur, der mit harter Zunge Drängen
am Gaumen presst aus Freude-Beeren Wein.
Der wird bald kosten ihre Mächte der Bedrückung
und in den Wolken ihrer Beutestücke hängen.

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