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Der Strom der Dichtung

21.04.2025

Was in die Nacht Ophelia getragen,
es war ihr Lied, ein Strom von wilden Klagen.

Wie durch den Karst ein Fluß sich Ufer sticht,
und in der Ödnis will ein Bleiben grünen,
mag sich des Wortes feuchte Glut erkühnen,
wenn sie die Kruste unsres Schlafs durchbricht.

Laßt uns es sehen, wie Gesang betaut,
die schon herabgebeugt, todmüde Seelen,
daß sie sich recken gleich beglänzten Stelen,
wie Knospen, denen Luft der Liebe blaut.

Wohin er zieht, wir können es kaum ahnen,
der Strom der Dichtung, dunklem Grund entquollen.
Mag er zum Meer den Schlangenpfad sich bahnen,

befruchten ferner Enkel dürre Schollen,
aus Schlämmen wühlen noch Geseufz der Manen,
mag fern verrauschen er in Traumes Stollen.

 

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