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Blindes Fluten

31.01.2025

Wie stumm sie wandern, Wolken, weiße, graue,
so sanft, so wild sind ihre Traumgestalten.
Kaum daß sie sich zu Schneegebirgen ballten,
zerfasern sie, aus Schlieren quillt das Blaue.
Was unter ihnen wir im Schlafe lallten,
war wie ihr Schatten auf der Sonnenaue.
Wie stumm sie wandern, Wolken, weiße, graue.

Wie still sie sitzen, Tauben hoch auf Dächern,
und drunten Hupen, Bellen, Scheibenklirren.
Streust Körner du, mag eine abwärts schwirren.
Ihr Antlitz birgt die Muse hinter Fächern.
Sie ließe wohl ihr süßes Lächeln flirren,
säß still dein Geist gleich Tauben auf den Dächern.

Was unterm Mond uns treibt, ist blindes Fluten.
Die Seele wogt wie Schaum und Gischt der Meere,
es zerrt an ihr Gestirn und Erdenschwere.
Stich sanft, o Vers, laß träumend uns verbluten.
Der Tropfen Reim, er fällt anheim der Leere.
Was unterm Mond uns treibt, ist blindes Fluten.

 

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