Gesichter des Lebens
Manchmal schaut das Leben
mit rundem, dümmlich-satten Mondgesicht dich an –
schnappʼs und verschluckʼs
mit eines Gähnens Riesen-Schluck.
Manchmal streckt es dir,
ein sommersprossiger Rotzbengel,
die gelb belegte Zunge raus –
zieh ihn einmal kurz am Ohr
und halte sein Gesicht sodann
in die kalten Strahlen einer Sternennacht.
Manchmal bettelt das Leben
aus den Augen hündischer Ergebenheit
um Beine machenden Befehl dich an –
erschrick es dann mit einem katzenhellen Laut
und scheuch es fort
zu Nachbars weichem Herz.
Manchmal aber sind da Augen,
die gütig-klar, die liebe-prüfend-sanft
dich befragen, ob du die Trauben schon gelesen,
schon gekeltert hast, ob gar dem lieben Gast
zu kredenzen sei der gute Wein –
und du blickst betreten unter dich.