Veilchen auf dem Grabe
Um den Steinkrug, längst geleert,
ist das Tischtuch wirr zerknüllt.
War er manchen Trinkspruch wert,
hat die Seele sich enthüllt?
Durch den Vorhang geht ein Wehen,
Duft von Flieder, Duft von Schlehen.
Feinsten Schliffes ein Geschmeid
glänzte hohen Nächten nach,
unverblaßt an ihrem Leid,
nicht ein Fleck, der davon sprach.
Auch den Spiegel der Kommode
trübte nichts nach ihrem Tode.
Auf dem Boden liegt ein Blatt,
weiß wie das der Orchidee,
der es nicht beschrieben hat,
er versank im Wörterschnee.
Feuchte Veilchen auf dem Grabe,
sagt, ob er gelitten habe.
Comments are closed.