Epigramme auf finsteren Steinen
Pochend aufs Recht geht er durch, der Mensch, und einzig durch Pflichten
hält man ihm noch im Zaum seinen wild schnaubenden Trieb.
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Unheil schwelt aus Schwärmerei, Gewürm der Dämonen,
das ihnen Tag und Nacht schmatzend die Hirne zernagt.
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Lallt ihre Phrasen er nach, heften dem Dichter Juroren
Orden an seine Brust, Grab der erloschenen Glut.
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Knospe und Flamme, sie waren die Zeichen erhabener Dichtung,
Überdruß löschte die Glut, Gähnen zerpflückte den Kelch.
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Einstmals schritten wir hin auf dem Teppich des Worts, dem geblümten,
wie uns die Schwermut gedämpft Duft eines himmlischen Sinns.
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Besser der bittere Trank aus dem Steinkrug der Wahrheit
als jener süßliche Schleim, der aus den Lautsprechern trieft.
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Einst war die Dichtung ein Hort für die Sprossen der Liebe,
nun eine Wildnis, in der niemand die Namen mehr kennt.
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Wo wir einst gingen, im Abendlichte weich rankender Zeichen,
ist gerodet der Hain, stumm glänzt der graue Asphalt.
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Spuren im Schnee gleich nächtlichen Chiffren, undeutbar dem Tage,
was du geschrieben, sieh, wie es jäh schmilzt unterm Strahl.
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Irrsinn trieft aus Mündern, die von der Gnade verlassen,
doch es dünket sie gut, was ihre Lippen zerfrißt.
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Fast zerbissen von Zähnen des Lärms, erflehen wir Stille,
doch einem Grabstein gleich lastet sie dann auf der Brust.
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Bilder schreienden Lichts, sie sind wie blutige Stacheln,
die nur der Tod aus dem Fleisch endlich uns endlich uns zieht.
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Wem den Geist hat verbrannt der Strahl der wachsenden Wüste,
sehnt sich zum Schattenhain, kühlender Quelle des Lieds.
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