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Das Erblinden des Worts

21.05.2024

Wie konnte nur, kaum angeschaut, zerrinnen
der Liebe Angesicht? Was du verehrt,
das Blumenwort, des hohen Odems wert,
ein trüber Traum mit grauem Garn umspinnen?

Die Farben auch, sie müssen endlich blassen,
als wäre schon der Knospe Tag verblüht
und unterm schweren Lid die Iris müd,
sie mag nur Schatten, keinen Strahl mehr fassen.

Wird auch das Wort im Dämmerlicht erblinden,
das mittags noch vom Blut der Rose schwoll,
kann es das Schwesterwort noch wiederfinden,

mit ihm zu wandeln über Mondes Brücken,
zu flechten Vers um Vers geheimnisvoll,
bis Reimes Blüten in das Dunkel blicken?

 

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