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Das Rufen der Taube

07.05.2024

Das monotone Rufen dieser Taube,
kaum graut der Morgen. fängt es wieder an,
schief dreht sich in der Kehle eine Schraube,
bis sie sich selbst blockiert, nicht weiterkann.

Und manchmal ist es nur ein dumpfes Stöhnen,
als ob ein Fieberkranker mit sich spricht.
Dann recken Fühler sich aus fahlen Tönen,
ein Steg ins Nichts, der jäh zusammenbricht.

Es scheint beschämt zu schweigen vor der Gnade,
die goldnes Licht dem Abendsang ergießt,
doch tropft sie hin, die schöne Serenade,
und Gurren ist, was mit ins Dunkel fließt.

Stumm ist die Nacht, kein Mond weckt süße Kehlen,
nur selten schreckt des Uhus hohler Schrei.
Kaum wärmt das Morgenrot die Flatterseelen,
ist auch die unermüdliche dabei.

Wir glauben es bisweilen zu verstehen,
was dunklen Drangs es ruft, das arme Tier,
wie Worte, die schon Duft der Dichtung wehen:
„Hier bin ich, bin am Leben, ich bin hier.“

 

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