Skip to content

Abschied vom Strom

29.01.2024

Und wir gingen ohne Hoffnung
auf der Liebe Wiederkehr
dort am Uferschilf entlang,
wo der Strom uns einst berauschte.

Sprache flattert noch ein wenig
Menschen, die sich nicht mehr küssen,
einem zarten Vogel gleich,
der verwaist im Dunkel singt.

„Lieber“, sagtest du (ja, Lieber),
„wo sich unsre Bahnen kreuzten,
klafft ein leerer Ort für immer,
ihn zu füllen bleibt kein Bild.“

Und es streifte deiner Hand
blasser Flügel durch die Halme,
der alsbald versank, zu müde
für den Flug ins Abendrot.

„Liebe“, sagte ich (ja, Liebe),
„wo dein Blick sich hat gefeuchtet,
als mein dunkelnder ihn traf,
glänzt mir Tau am schwarzen Mohne.“

Und ich pflückte wie im Traume,
von der Hasel, die schon blühte,
fern sah ich die Welt, verschwommen,
fühlte bang den Flaum der Knospe.

Alter Strom, er rauschte weiter,
doch wir hörten es nicht mehr,
und wir gingen stumm wie Fremde
in die Dämmerung, die Nacht.

 

Comments are closed.

Top