Das Fabeltier
Du Quelle, die ich fühlte nah,
da ich im Wachtraum waldwärts ging,
du dunkler Duft, der mich umfing,
seid ihr noch da?
Gleich Säulen ragten auf die Buchen,
die Tritte dämpften Moos und Gras,
ich ging, das Fabeltier zu suchen,
von dem der Knabe wunders las.
Und zwischen Bangen und Frohlocken
schritt ich auf stiller Pfade Grün,
da wurden mir die Lippen trocken,
zur Quelle beugte ich mich hin.
„Ich will dir nur Erquickung bringen“,
hat mir geraunt der Wasserschwall,
„auf daß du mögest heller singen
als mondbetört die Nachtigall.“
Bald knöpfte Wind mir auf die Bluse,
und dunklen Dufts beschwor mich Mohn,
zu summen vor mich hin, die Muse,
ins Haar griff sie mir neckisch schon.
Da zog’s mich wieder in das Dunkel,
ob noch das Wunder mir gescheh,
es traf mich schwarzen Augs Gefunkel,
in Traumes Dickicht stand das Reh.
„Du holder Knabe“, hört ich’s sagen,
such länger nicht, eratme hier,
du mußt nach fernem Sinn nicht jagen,
du selber bist das Fabeltier.“
Da hab ich eingeatmet Süße,
des Waldes Harz und goldenen Schlaf,
daß meinem Mund das Lied entfließe,
wie ich im Traum mich selber traf.
Du Quelle, die ich fühlte nah,
da ich im Wachtraum waldwärts ging,
du dunkler Duft, der mich umfing,
seid ihr noch da?
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