Vergebens war dein Rufen
Vom Aether aber fällt
Das treue Bild und Göttersprüche regnen
Unzählbare von ihm, und es tönt im innersten Haine.
Friedrich Hölderlin, Germanien
Nun ist von deinem Äther uns geblieben
blaß und verschwimmend,
ein duftentrücktes Veilchenblau,
von einer Liebe, die verlassen wurde,
am Saum des Sommerabendhimmels scheu gepflückt.
Der Adler, den du kühn vom Indus her gesandt,
die Salzflut sah im Monde er noch glitzern
und rastete erschöpft im Alpenschnee.
Vergebens war dein Rufen nach den Hohen,
daß sie aus holden Lächelns Falten
uns tropfen ließen Tau
auf schon verdorrter Hoffnung
graues Herz.
Die du erweckt aus den papiernen Ranken
und Schattenrissen der Gelehrsamkeit,
daß jäh erzitterten
im Jahrhundertschlaf erschlaffte Wimpern
und feuchten Glanzes sich geweitet
die göttlich-stillen Augen,
von Meeresgischt gesprenkelte Gestalten,
von Mohn und Rosen überhauchte Schläfen
und Geister, die aus Quellen Liebesschauer,
aus Wolken die Erleuchtung brachten –
zertrümmert unter rohen Schicksals Hämmern,
von Fäulnisdunst zerfressen sind und
über ausgelaugten Furchen Dunst
jetzt jene tiefbeseelten Lebensbilder.
Was hier noch grünt, sind Herthas Haine nicht,
wo einst in weichen Wassers Schlaf
ein Schwan der Verse Traumgefieder
still hat eingetunkt.
Und was um Sangeswolken abendrötlich flammte,
es blättert ab wie Grind vergilbten Allgefühls,
wie schlecht vernarbter Wunde tauber Schorf.
Der Sage goldener Rauch,
der dir aus mythischen Ruinen quoll,
ward überschrieben von der Asche
erstickter Schreie.
Die Göttersprüche, die geregnet sind
von deinem Hellas-blauen Himmel,
versickerten in wüster Rede Karst.
Entstellt von Spritzern ätzenden Urins
am Wegrand aber siecht
die Blume, schwach leuchtend noch
wie Blut am Christusdorn,
die Blume deines Munds.
Uns Tagedieben wiesest du die Nacht,
den Abgrund, jenseits aller Sternenbilder,
worin einfältig lächelnd und
wie närrisch mit dem Schnupftuch winkend
langsam du versankst,
kein Flügel war, dich noch zu retten,
o langsam sankst hinab.
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