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Die Mänade der Nacht

01.11.2022

Verwandelt in die Nachtmänade,
die Brust gefleckt vom Pantherfell,
zog ich zum einsamen Gestade,
ward dunkel mir der Tag, das Dunkel hell.

In matten Tropfen quoll, was ich empfunden,
in meinem Schoße schäumte Bitterkeit,
Äonen rankten sich um Dämmerstunden,
im Tau der Rose glänzte Ewigkeit.

Ich sah den Lichtkristall zum Abgrund fallen,
den roten Mohn an meinem Hauch ergraut,
und hörte Schatten ich vom Urlicht lallen,
war mir, als ob im Styx die Wolke blaut.

Und Flammen seufzten auf den Abendwogen,
wie Blüten um den Schlaf des Schwans,
wo Vögel schwankem Schilf entflogen,
zerbrochen lag die Flöte Pans.

Mein Irrblick folgte keinen Zielen,
im Sand der Angst sank ein der Schritt,
verwischt war schon von Windes Wühlen
die Spur des Leides, das ich litt.

Gestirn stach mich mit kalten Blicken,
mich rief der Gräber Geisterrauch,
mit Knospen Wüsten zu erquicken,
doch sproß dem Mund nur Wehmuthauch.

Daß ich nicht länger fühlen müsse,
hab ich um Molches Gift gefleht,
um einer Schlange Schreckensküsse,
daß mir der Traum wie Schnee verweht.

Es kennt der Herrscher keine Gnade,
der mich mit Flammenmund verbrannt,
kühl, Bacchus, ihn an Blumen der Najade,
mich hat, die Blütenlose, er verbannt,

um überwachsner Namen Mal zu schweifen
wie einer Witwe Klagelied,
um Strünke, denen nie mehr Früchte reifen,
ein Geist, der nur Ruinen sieht.

 

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