Abnehmender Mond
Er war behext von diesem Mädchen,
sie war der Mond, der selber sich verzehrt,
die Träne hat die Knospe nicht genährt,
er schwebt dahin, ein Silberfädchen.
*
Der Mond nimmt ab, von Stunde zu Stunde,
das Wasser sickert in die Erde,
dann blüht er auf, der knospenrunde,
wie wogt der Halme Huldgebärde.
*
Ist es Dämmerlicht der Frühe,
sinkt herab die Abendstunde?
Hoffst du, daß die Rose glühe,
bald sich schließt des Tages Wunde?
*
Es locken Seiten wohl im Buch des Lebens
mit zartumrankten Initialen,
wer da geblüht, du fragst es dich vergebens,
der Rest steht leer wie leere Schalen.
*
Ward deine Stimme leiser,
erfror der Hauch, der mich umfing?
Das Fenster, wo dein Schatten ging,
umwuchern dürre Reiser.
*
Im Garten spielen sie wie einst
verstecken, Kinder, die nicht ahnen,
daß du bei ihren Rufen weinst,
denn einsam ziehst du stumme Bahnen.
*
Als müßtest du von Sehnsucht lassen
und mit dem Monde schwinden,
im Dämmerlicht mit Knospen blassen,
die keine Falter finden.
*
Soll das Meer der Höhe blauen,
muß der Geist im Tale weilen.
Sonnentages Wunden heilen,
wenn im Monde Blumen tauen.
*
Voller Mond
im Schnee der Blüten,
Sichelmond,
sie schmolzen hin.
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