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Der Staub

20.09.2021

Wo kommt er her?

Aus wahnzerwühlter Erde,
verkohlter Geigen Holz,
aus Mondes Aschenurnen,
zerstampfter Trauben Nacht,
da feuchter Hauch aus Kellern
ihn auf des Tages Schwelle hob?

Und wandelst heiter du am Fluß
die moosgedämpften Abendpfade,
wie flimmern seine Fäden,
fast lesbar, auf dem blauen,
transparenten Tuch der Luft.

Sinkst du aber wie ein Knöchel
plötzlich in das Moor des Schlafs,
bläst mit ihrem schlechten Atem
die Parze ihn dir ins Gesicht,
und dir träumt,
du liegst, ein Toter auf der Bahre,
und fühlst die schwarzen Nägel wachsen.

Und alle Worte werden dir zu Staub,
der sich des Nachts auf jene Muster setzt,
die du im Abendlicht gewirkt.

Du glaubst, sie auszuwaschen sei
der Tränen reines Maß genug,
doch unter Tränen lösen sie sich auf.

Du wringst und wischst
und schäumst und scheuerst,
du rutschst auf deinen Knien
vor eines Dämons fahlem Grinsen,
bis es dein nasser Lappen klatschend löscht.

Und gehst du freier atmend um das Haus,
wo gnädig Tau und sanfter Regen
das Werk der Reinigung vollbringt,
erwartet dich auf blanken Fliesen
die erste Flocke, dir zu künden,
vergebens ist der Kampf,
ewig Staubes Wiederkehr.

Wann lernst du dich der Liebe beugen
zum Schicksal, das mit Schatten reizt,
dich wachhält unter schläfrigem Gewebe,
die Haut der Dinge immer neu verdunkelt,
daß deine Hand, die zärtliche,
den warmen Schimmer neu enthüllt?

 

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