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Sind Engel noch

29.03.2021

Dem Andenken an Monsignore Dr. Kurt Esser

Sie glimmen auf, sie zittern sich ins Helle
in Ritzen des Asphaltes, Mohn und Gräser,
sie rufen Distel, Heide, Bibernelle.
Vergessen blinken matt Kristall und Gläser,
verrauscht sind die Gelage, Lärm und Girren,
wie nie gewesen Zwitschern, Flügelschwirren.

Es kehrt zurück der herbe Wind der Steppe
und seufzt an trocknen Brunnen und Altären,
versiegten Hymnen, zieht des Staubes Schleppe
den Götzen über aus Metall, Schimären.
Die flohen vor dem Gott, zersprengte Truppen,
ihr Abbild grinst, verkohlte Kleiderpuppen.

Aus Kellerlöchern züngelt Brut der Schlangen,
nachts ziehen Reh und Hirsche durch Alleen,
Schakale bellen, in den Höfen prangen
von Träumen wölkend wilde Orchideen.
Ein dumpfes Läuten steigt aus Dämmerungen
von Glocken, die ein irrer Geist geschwungen.

Und Trübsal sickert, Mondes Schnee zu streuen
auf kalte Fliesen in den Korridoren,
kein Vogelsang mag Einsamkeit erfreuen,
die Sonne blakt, im Aschenwind verloren.
Wo sind die Frommen, wo die zehn Gerechten,
blieb rein kein Herz vor diesen Todesmächten?

Dort spielen Kinder nackt, die übrig blieben,
sie haben sich geheim ein Nest gefunden
bei Lämmern, die sie hüten, die sie lieben,
ein Stern durchglitzert ihre bangen Stunden.
Sind Engel noch, mit Manna sie zu speisen,
mit ihnen weit ins heilige Land zu reisen?

 

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