Vier Farben Heimat
Mir blieb an Heimat nur Erinnerung,
die weiß gekalkte Wand des Hühnerstalles,
der Duft der Leinentücher, ausgebreitet
auf Sofa, Sesseln in der guten Stube,
die man nur sonntags abzog und für Gäste,
sie schimmern nach in jedem weißen Blatt,
das unbeschrieben wahrer bliebe, schöner
als wirren Ganges Spur im Schnee des Schlafs.
Das stillste Glück, an einer Stulle kauend,
am Hoftor sitzen auf dem Schemelchen,
wenn auf die Gosse schwoll im lauten Regen,
zu lauschen und zu schmatzen und voll Andacht
den weißen Blütenspitzen nachzublicken,
die auf dem Wasser trieben, Gott weiß wohin.
Die Kirschen und die Beeren und vom Küssen
war rot der Mund, wieʼs in der Fibel hieß,
auch am Verband der Fleck von einer Wunde,
die gluckste, näßte, und im Sonnenschein
die Strähne in Vaters Haar, wie dunklen Blutes
an Halmen zitternd rote Tropfen: Mohn.
Und all dies kehrt zurück, wenn Dämmerzweige
ins stille Zimmer Purpurlichtes Wein
mir schütten auf das Laken Einsamkeit.
Das frische Gelb, das falbe Grün von Birnen,
Zitronen, Stachelbeeren und Likör
aus Mirabellen, Kartoffeln, an den Händen
der Staub und Grind der Erde, wenn im Herbst
wir auf den Feldern jäteten und rupften.
Doch unterm Asphalt liegt mein Ginster nun,
und was von Tau an seinen Wimpern schwebte,
umsonst geweinte Träne war es ja.
Das zarte Grau, das auf den Schieferdächern
im Sommerregen und am Henkelkrug
für Most und Milch, an irdenem Becher blaute,
war weich wie Wassers Taft im Eifelmaar,
kein Flieder, Iris nicht und keine Veilchen
berückten mehr, nicht flammend Rittersporn,
als deiner Augen träumerische Blicke,
wenn Feuchte sie mit Sanftmut überglomm
und über meines Herzens grauer Mulde
ihr Kuß den reinen Azur hat gewölbt.
Im Hinterhof in einer schmalen Pfütze,
wenn laue Luft das Leichentuch des Schnees
allmählich auftrennt, seh den Widerschein
der Heimat ich mit Wolkenfetzen leuchten,
im Farbenspiel der Kerze vor dem Bild
versunkner Zeit, wenn ich in hohen Nächten
am Fenster stehe und aus dem Schmerz der Nacht
herabgebeugt des Mondes blasse Blume
in meiner Sehnsucht schwarzes Wasser sinkt.
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