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Komm, gehen schweigend wir ins Abendrot

07.01.2020

Komm, gehen schweigend wir ins Abendrot,
der Amsel Schläge werden zagend matter
und ins Gefieder hüllt der Schwan sein Haupt.
Schon fühlen wir von Hand zu Hand die Pulse,
die wie an Schilfe ferner Ufer schäumen,
und unsern Blick beglänzt die Dunkelheit.
Wie könnten Worte uns die Lippen feuchten,
die stumme Duldsamkeit dem Kuß entwöhnt,
und alles noch Gesagte wirkt verblichen
wie unter unsern Schritten toter Sand.
Und leise bebend Veilchen, selbst im Staube
des Wegesrandes Disteln sagen hell,
was uns ein dunkler Schmerz wie eine Muschel
verhüllt an zartem Schmelz. Doch rinnen weich
wie lichtes Wasser die späten Abendstrahlen
dir auf das Angesicht, wölbt sich mein Mund
wie Meereswelle auf zu leisem Stöhnen.
So setzen wir uns auf den grünen Fels,
wo über uns der Wipfel Schatten summen,
und lehnen Herz an Herz und werden blind
vor Tränen, wenn Geisterhände Rosen streuen
auf den Altar der hohen Mutter Nacht.

 

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