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Horaz, Oden, Buch IV, 2

06.11.2019

Pindarum quisquis studet aemulari,
Iulle, ceratis ope Daedalea
nititur pinnis, uitreo daturus
nomina ponto.

Monte decurrens uelut amnis, imbres
quem super notas aluere ripas,
feruet inmensusque ruit profundo
Pindarus ore,

laurea donandus Apollinari,
seu per audacis noua dithyrambos
uerba deuoluit numerisque fertur
lege solutis,

seu deos regesque canit, deorum
sanguinem, per quos cecidere iusta
morte Centauri, cecidit tremendae
flamma Chimaerae,

siue quos Elea domum reducit
palma caelestis pugilemue equomue
dicit et centum potiore signis
munere donat,

flebili sponsae iuuenemue raptum
plorat et uiris animumque moresque
aureos educit in astra nigroque
inuidet Orco.

Multa Dircaeum leuat aura cycnum,
tendit, Antoni, quotiens in altos
nubium tractus; ego apis Matinae
more modoque

grata carpentis thyma per laborem
plurimum circa nemus uuidique
Tiburis ripas operose parvus
carmina fingo.

Concines maiore poeta plectro
Caesarem, quandoque trahet ferocis
per sacrum cliuum merita decorus
fronde Sygambros;

quo nihil maius meliusue terris
fata donauere bonique diui
nec dabunt, quamuis redeant in aurum
tempora priscum.

Concines laetosque dies et urbis
publicum ludum super impetrato
fortis Augusti reditu forumque
litibus orbum.

Tum meae, si quid loquar audiendum,
uocis accedet bona pars, et: ‘O sol
pulcher, o laudande!’ canam recepto
Caesare felix;

teque, dum procedis, io Triumphe!
non semel dicemus, io Triumphe!
ciuitas omnis, dabimusque diuis
tura benignis.

Te decem tauri totidemque uaccae,
me tener soluet uitulus, relicta
matre qui largis iuuenescit herbis
in mea uota,

fronte curuatos imitatus ignis
tertius lunae referentis ortum,
qua notam duxit niueus uideri,
cetera fuluus.

 

Pindar eifert einer nur nach, wer auffliegt,
Iullus, mit des Dädalus Kunstwerk, Flügeln,
fein mit Wachs verpicht, um Namen zu geben
spiegelndem Meere.

Wie vom Berge stürzet herab der Fluß, den
Schauer über sichere Ufer schwellten,
tost und braust aus unauslotbaren Tiefen
Pindar hernieder,

ihm gebührt der Lorbeer Apolls, weil er
neue Wortgetüme hoch wälzt auf kühne
Dithyramben, stürmisch wogen ihm Verse
über die Maße,

weil er Götter singt und die Helden, ihrem
Blut entsprossen, und ins Gericht sinken
ließ durch sie Kentauren, sinken Chimäras
Grausen, die Flamme,

oder jene singt, die elischer Palmzweig herrlich
heimgeleitet, Sieger im Faustkampf oder
Wagenrennen, seine Gabe wiegt mehr als
hundert Skulpturen,

oder Tränen weint für den Jüngling, seiner
armen Braut entrissen, sein Leben macht er,
Geist und Daseinsglanz zum Sternbild, dem dunklen
Orkus mißgönnt erʼs.

Hohe Lüfte heben den Schwan der Dirke,
spannt, Antonius, er seine Flügel über
Wolkengipfeln, wie matinische Bienen
aber treib ich es,

die den süßen Thymian sammeln, mühsam
wimmelnd, so beim Hain und den feuchten Tiber-
ufern form ich schwachen Geistes die Waben
meiner Gedichte.

Du, ein Dichter größeren Atems singst dem
Cäsar, wenn er einmal die wilden schleppt zum
Weihehügel, die Sygambrer, geehrt mit
Blättern von Lorbeer.

Nichts, was größer, besser als dieser gab
Schicksal je dem Erdkreis, nie geben wieder
so die guten Götter, kehrten zurück auch
goldene Zeiten.

Frohe Tage wirst du besingen, Spiele
offner Stadt, da endlich Augustus heimkehrt
mächtig, und das Forum ruhet verwaist vom
Streit der Parteien.

Dann mag meiner Stimme Gewicht mitschwingen,
wenn ein Ohr sich neigen ihr mag, so sing ich
„O du schöne Sonne, sei mir gepriesen!“
glücklich vor Cäsar.

Nicht nur einmal rufen Triumph wir, wenn du
aufwärts schreitest, dein der Triumph, rufen
alle Römer, und wir opfern den Weihrauch
gütigen Göttern.

Dein Gelübde lösen zehn Stiere ein und
ebensoviel Kühe, ein zartes Kalb, längst
eine Waise, rupfend saftige Kräuter
für mein Gelübde,

auf der Stirn das Zeichen des Sichelmondes,
der am dritten Tag wieder aufgeht, solch ein
Mal, wie reiner Schnee so glänzet es auf, doch
goldbraun der Körper.

 

Anmerkung zur metrischen Wiedergabe:
Die Übersetzung bedient sich der sapphischen Strophe in der Version Hölderlins (Wechsel des Daktylus im dritten Vers).

 

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