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Symbole der Dichtung

01.08.2019

Wassers weiche Wange, die der Strahl der Sonne ritzt.

*

Kelch, gehalten unter eines Brunnens Mund.

*

Auge, das im Andrang eines Unsagbaren dunkelt.

*

Gras, das sich vorm Lied des Windes beugt.

*

Mund, der seine Knospe öffnet einem großen Ja.

*

Wolke, die nicht weiß, ob sie aus Sehnsucht,
ob aus Übermut in leisen Reimen
und im Tropfenglanz sich ausweint
überm Dämmern später Rosen.

*

Das wogende Haar und der Tropfen,
der in seinen Lockenwirbeln
wie ein Funke verlischt.

*

Das Ei des Monds, das aus dem Nest der Waldnacht rollt.

*

Voller Mond,
Brunnen,
dunkles Schluchzen.

*

Mond, und der Saum des Efeus brennt.

*

Mondes schmale Sichel,
die den blauen Abgrund mäht.

*

Sonnentupfen, Bienen des Lichts,
die auf dem Stamm der Buche schwirren.

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Schatten, der zu Schatten von der Glut des Sommers singt.

*
Die trügerischen Rosen, die an Dämmers Saum der Schmerz sich pflückt.

*

Der Tropfen Harz, geronnen um die Knöchel einer Urzeit-Seele.

*

Phrasen und Dogmen des Wahns,
Verband um eine Wunde,
die ihn ständig näßt.

*

Schwamm des Geistes, gedörrt
unterm monotonen Singsang
heißen Wörterschwalls, geschält
durchs goldene Messer der Sonne
von der Borke des Schlafs.

*

Rose, die im Dunkel scheint,
Duft, der sanft den Schmerz umhüllt,
Rose, die im Dunkel weint,
Dorn, woran ein Tropfen schwillt.

*

Quelle, dunkler Erde helles Lied,
das in sanften Rätseln traumwirr rauscht,
Wasser, das vom Grund zum Abgrund flieht,
Quelle, der verloren Liebe lauscht.

*

Schnee auf äußersten Gipfeln des Schweigens,
Glanz unter Rosen göttlichen Neigens.

*

Des Hochwalds kühler Hauch,
wenn durch grünen Schlummers Stille
unterm zarten Fuß des Rehs
ein dürres Reisig knackt.

 

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