Rabindranath Tagore, Poems, Gedichte 4–6
4
If there is nothing but pain in loving
then why is this love?
What folly is this to claim her heart
because you have offered her your own!
With the desire burning in your blood
and madness glowing in your eyes
why is this circling of a desert?
He bankers for nothing in the world
who is in possession of himself;
the sweet air of the spring is for him,
the flowers, the bird songs;
but love comes like a devouring shadow
effacing the whole world,
eclipsing life and youth.
Then why seek this mist that darkens existence?
Wenn nichts als Schmerz die Liebe hat,
warum sie Liebe nennen?
Wie töricht, ihr Herz zu wollen,
hast dein eigen Herz du ihr geschenkt!
Brennt Verlangen dir im Blut
und glüht im Auge Wahn,
fragst du, warum die Wüste endlos ist?
Es giert nach keinem Gold der Welt,
wer selber sich besitzt.
Die süße Frühlingsluft ist sein,
Blumen sindʼs und Vogelsang.
Doch Liebe kommt mit einem Schattenschlund
und schluckt die ganze Welt,
Leben verfinsternd und Jugend.
Warum in diesen Nebel gehen und Schatten werden?
5
Delusions I did cherish
but now I am rid of them.
Tracing the track of false hopes
I trod upon thorns
to know that they are not flowers.
I shall never trifle with love,
never play with heart.
I shall find my refuge in you
on the shore of the troubled sea.
Am Trug fand ich Gefallen,
das hab ich hinter mir.
Ich nahm den Pfad der trügerischen Hoffnung
und trat in Dornen,
ich weiß jetzt, Blüten sind sie nicht.
Nie mehr will ich mit Liebe scherzen,
nie mehr mit Herzen spielen.
In dir will ich mir Zuflucht finden
an gequälten Meeres Strand.
6
I have ever loved thee in a hundred forms and times,
Age after age, in birth following birth.
The chain of songs that my fond heart did weave
Thou graciously didst take around thy neck,
Age after age, in birth following birth.
When I listen to the tales of the primitive past,
The love-pangs of the far distant times,
The meetings and partings of the ancient ages,
I see thy form gathering light
Through the dark dimness of Eternity
And appearing as a star ever fixed in the memory of the All.
We two have come floating by the twin currents of love
That well up from the inmost heart of the Beginningless.
We two have played in the lives of myriad lovers
In tearful solitude of sorrow,
In tremulous shyness of sweet union,
In old old love ever renewing its life.
The on-rolling flood of the love eternal
Hath at last found its perfect final course.
All the joys and sorrows and longings of heart,
All the memories of the moments of ecstasy,
All the love-lyrics of poets of all climes and times
Have come from the everywhere
And gathered in one single love at thy feet.
Immer habe ich dich geliebt in hundert Formen und Zeiten,
durch die Lebensalter hin, von Geburt zu Geburt.
Die Kette der Lieder, die mein verliebtes Herz gewebt,
du hast sie gnädig um den Nacken dir gelegt,
durch die Lebensalter hin, von Geburt zu Geburt.
Lausche ich Legenden derer, die am Ursprung westen,
den Liebesschmerzen ganz versunkner Zeiten,
wie Menschen des Altertums sich grüßten, voneinander schieden,
erschaue ich, wie dein Antlitz nach und nach
ins Licht taucht aus der Ewigkeiten Finsternis
und es strahlt, dem All-Gedächtnis eingesenkt, ein Stern.
Wir wogten beide auf der Liebe Zwillingsflüssen,
die aus dem innersten Herzen des Anfanglosen quellen.
Wir spielten beide im Leben der Liebenden ohne Zahl
in Trübsals Tränen-Einsamkeit,
in süßer Umarmungen zagem Zittern,
in alter, alter Liebe, die sich eratmet neues Leben.
Die hinwogende Flut der Liebe ewiglich,
sie hat am Ende ihrer Mündung Vollkommenheit gefunden.
All die Freuden, Kümmernisse, all die Herzenswünsche,
all die Erinnerungen an Augenblicke der Verzückung,
all die Liebeslieder der Dichter aller Zonen und Zeiten,
von überallher sind sie gekommen,
und liegen, die Eingestalt der Liebe, dir zu Füßen.
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