Das verworfene Erbe
Das Erbe wog leicht
auf der Schulter
wie eine Feder.
Und dennoch brach
der Sohn ins Knie.
*
Er schlug das Erbe aus.
Der Arme das reiche.
Es hätte beschämt
die Fülle den Dürftigen.
*
Singt die Nachtigall,
schließt er das Fenster.
Ist sie verstummt,
schreit er in die Dunkelheit.
*
Die Nachtigall vor seinem Fenster
war durch so viel Dunkelheit geflogen,
sie machte auf dem Wege Rast
auf einem Totenschädel.
So schloß er rasch das Fenster,
war ihr Gesang auch schön.
*
Sie wusch ihn wieder und wieder.
Der Ahnin feingewirkter Schal
roch immer noch nach Blüten
fernerloschner Gärten.
Sie konnte ihn nicht tragen.
*
Sie streifte den Ring entgeistert
vom Finger, er brannte
wie die Kellerloch-Erinnerung
an Feuerstürme.
*
Wie diese Briefe lesen
in einer Rätselschrift,
wo sich Schattenraupen
in zart gezackte Blätter
dunklen Wehens fraßen.
*
Eine unscheinbare Knospe
aus Papier war sein Erbe.
„Sie geht auf“, so war
im Testament zu lesen,
„wenn du sie aufs Wasser legst.
Doch muß das Wasser
aus deinen Augen stammen.“
Er hatte Wassers nicht genug.
*
Wie vieler Küsse
verzagte Schimmer,
wie viele Sonnenuntergänge
im Laub des Herbsts.
Er kehrte es mit hartem Besen,
vom Tau der Wehmut feucht
mochte es nicht brennen.
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