Eifelpfade XXX
Die römische Villa Otrang bei Fließem/Eifel
Alkäische Strophe
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Ihr Bilder kunstvoll wogender Harmonie,
Girlanden, Flechten, Zöpfe, mäandernd reich
um Knospen eines hohen Lebens,
wollet uns Freude des Daseins lehren.
Der Löwe springt der wiehernden Stute nach,
den Geißbock greift behende ein Pardel heiß,
und alle sind umflort von Schicksals
Ranken und blühenden Ornamenten.
Von Apfel, Pfirsich, Kirsche und süßem Fleisch
der Birne den Most zu keltern in Becken tief
verstehen sie, den Saft zu schlürfen,
badend im warmen Gesang des Wassers.
Mit ihnen ist Diana im Bade nackt,
der tumbe Hirt Aktäon erspäht sie dort,
sie lachen, wenn verzaubert flieht der
blökende Hirsch in die Eifelwälder.
Fortunas Scheibe dreht sich im Reigentanz,
und Isis schüttet ihnen das Füllhorn aus,
was wissen wir vom Blumenlicht des
Lebens, verdunkelte Seelen, Schatten.
Anmerkung:
Die römische Villa rustica bei Fließem in der Eifel, nach dem keltischen Beinamen des hier verehrten Gottes Mars Villa Otrang genannt, sah in den ersten Jahrhunderten aufgrund ihrer Lage an der alten römischen Heerstraße zwischen der Kaiserstadt Trier und dem großen Römerlager in Köln eine beispiellose Entfaltung von Luxus und Kunstsinn ihrer Bewohner. Davon zeugen manche gut erhaltenen Mosaike mit verschlungenen Mäandern und floralen Ornamenten, die sich um spektakuläre Motive wie Jagdszenen winden, aber auch der Komfort der Heizungs- und Badeanlagen; man fand sogar Mostgruben zur Gewinnung von Obstsäften aus den heimischen Früchten. Tempelbezirke und Torsi von Götterfiguren wie der einer Isis, eines Mars oder einer Diana im Bad lassen uns die religiöse Stimmung in diesem hochkultivierten Leben inmitten des noch ziemlich wilden Eifellandes erahnen.
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