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Rainer Maria Rilke, Vergers LIII

07.01.2017

Le Drapeau

Vent altier qui tourmente le drapeau
dans la bleue neutralité du ciel,
jusqu’à le faire changer de couleur,
comme s’il voulait le tendre à d’autres nations
par-dessus les toits. Vent impartial,
vent du monde entier, vent qui relie,
évocateur des gestes qui se valent,
ô toi, qui provoques les mouvements interchangeables.
Le drapeau étale montre son plein écusson, -
mais dans ses plis quelle universalité tacite!

Et pourtant quel fier moment
lorsqu’un instant le vent se déclare
pour tel pays: consent à la France,
ou subitement s’éprend
des Harpes légendaires de la verte Irlande.
Montrant toute l’image, comme un joueur de cartes
qui jette son atout,
et qui de son geste et de son sourire anonyme,
rappelle je ne sais quelle image
de la Déesse qui change.

 

Die Flagge

Hochmütiger Wind, der die Flagge quält
vor der blauen Unparteilichkeit des Himmels,
bis er es fertigbringt, daß sie die Farbe wechselt,
als wolle er sie spannen über die Dächer
hin zu anderen Nationen. Neutraler Wind,
Wind der ganzen Welt, Wind, der verbindet,
Beschwörer von Winken, die sich wiegen,
o du erweckst Strömungen, die ineinanderfließen.
Die ausgespannte Flagge entblößt ihr Wappen –
doch in ihren Falten welche heimliche Universalität!

Und dennoch, welch stolzer Moment,
da sich der Wind im Augenblick für ein Land
erklärt: ja sagt zu Frankreich
oder plötzlich sein Herz verliert
an die legendären Harfen des grünen Irland.
So deckt er das Bild auf, wie ein Kartenspieler,
der seinen Trumpf ausspielt
und in seiner Geste und seinem teilnahmslosen Lächeln
an ein Bild, ich weiß nicht welches,
der Schicksalsgöttin erinnert, die das Rad dreht.

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