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Jaufre Rudel, Lanquan li jorn son lonc e may

18.10.2016

Lanquan li jorn son lonc e may
M’es belhs dous chans d’auzelhs de lonh,
E quan mi suy partitz de lay,
Remembra’m d’un’ amor de lonh.
Vau de talan embroncx e clis
Si que chans ni flors d’albespis
No-m valon plus que l’yverns gelatz.

Be tenc lo Senhor per veray
Per que formet sest’ amor de lonh,
Mas per un ben que m’en eschay
N’ai dos mals, quar tant suy de lonh.
A! quar no fuy lai pelegris,
Si que mos fustz e mos tapis
Fos pels sieus belhs huelhs remiratz!

Be’m parra joys quan li querray,
Per amor Dieu, l’ostal de lonh,
E, s’a lieys platz, alberguarai
Pres de lieys, si be’m suy de lonh,
Qu’aissi es lo parlamens fis
Quan drutz lonhdas et tan vezis
Qu’ab cortes ginh jauzis solatz.

Iratz e dolens m’en partray,
S’ieu no vey sest’ amor de lonh.
No’m sai quora mais la veyrai,
que tan son nostras terras lonh.
Assatz hi a pas e camis,
e per aisso no’n suy devis.
Mas tot sia cum a lieys platz.

Jamai d’amor no’m jauziray
Si no’m jau d’est’ amor de lonh,
que mielher ni gensor no’n sai
ves nulha part, ni pres ni lonh.
Tant es sos pretz ricx e sobris
Que lai el reng dels Sarrasis
fos hieu per lieys chaitius clamatz.

Dieus que fetz tot quant ve ni vay
E formet sest’amor de lonh
Mi don poder, que cor be n’ai,
Qu’ieu veya sest’amor de lonh,
Verayamen en luec aizis,
Si que las cambras e’l jardis
Mi resemblo novels palatz.

Ver ditz qui m’apella lechay
e deziros d’amor de lonh,
que nulhs autres joys tan no’m play
Cum jauzimen d’amor de lonh.
Mas so qu’ieu vuelh m’es tant ahis,
Qu’enaissi’m fadet mos pairis
Qu’ieu ames e nos fos amatz.

 

Wenn Mai erhöht des Tages Schein,
tönt schön mir Vogelsang von ferne,
und bin ich dann mit mir allein,
gedenk ich wohl der Liebe der Ferne.
Und geh gedrückt wie in der Nacht,
Gesang und Weißdorns Blütenpracht
hat Winters Kälte überblaut.

Ist meines Gottes Geist auch rein,
der mir gepflanzt die Liebe der Ferne,
so reicht er mir für jeden Wein
zwei Gläser Essig: Ich sei ferne.
Wär ich zum Pilger nur gemacht,
dann hätte Stab und Pilgertracht
ihr schönes Auge angeschaut!

Sie wird der Zuflucht Freude sein,
du Gott der Liebe, ich komm von ferne,
ich darf, will sie, ihr Gastfreund sein,
ihr nahe, komm ich auch von ferne,
Geplauder nun dem Liebsten lacht,
den Liebe hat so nah gebracht,
wo freudig-hoher Sinn erbaut.

Mich wird betrüben harte Pein,
erblick ich nicht die Liebe der Ferne.
Ob je mir gilt ihr Augenschein,
wer weiß, die Länder sind so ferne.
Ich hab die Wege nicht bedacht,
und all die Stätten, unbewacht.
Doch alles sei ihr anvertraut.

Nie wird die Liebesfreude mein,
es sei denn Liebesfreude ferne,
ich kenne keine so schön und fein,
an keinem Orte, nah und ferne.
So reich ist ihrer Seele Fracht,
daß unter Sarrazenenmacht
ich gern als Dieb würd angeschaut.

Gott, der schuf der Wesen Sein,
er schuf auch diese Liebe der Ferne,
o laß die Kraft ins Herz hinein,
damit ich sehe die Liebe der Ferne
ganz nah, von Anmut überdacht,
als wären Kammer und Gartenpracht
mir zu Palästen neu erbaut.

Wahr spricht, der dieses Lechzens Pein
und Sehnen nennt die Liebe der Ferne,
denn keine Freude scheint mir so rein
wie die Freude an der Liebe der Ferne,
doch ist mein Wünschen ohne Macht,
die Feinde haben es vollbracht:
Mein Lieben findet keine Braut.

 

Musikalische Interpretation:
https://www.youtube.com/watch?v=3aw_dY3-MmU

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